Psychotherapie für Kinder und Kleinkinder
Je jünger ein Kind ist, desto weniger absehbar ist es für das Kind, wann sein Unbehagen oder sein Leid ein Ende haben wird. "Jetzt" bedeutet zunächst für das Kind "immer". Zeiträume sind kaum abschätzbar für ein Kleinkind. Die nächsten Bezugspersonen werden benötigt, um sein Leiden zu beenden oder erträglich zu machen.
Die Rolle der Eltern
Eltern tun ihr Möglichstes, sind aber häufig mit der "Dechiffrierung" der Kleinkindbedürfnisse überfordert oder handeln nach eigenen Erfahrungsmustern, welche aber nach ihren aktuellen Ansprüchen und Möglichkeiten nicht zielbringend sind. Häufig wissen wir als Eltern intuitiv, dass etwas anderes geschehen müsste, haben aber keine Idee oder keine Umsetzungsmöglichkeit, so zu handeln, dass wir aus einem Konflikt gelassen und zufrieden hinausgehen.
Entwicklungsschritte zur Selbstwahrnehmung
Kinder sammeln Erfahrungen, um sich und die Welt zu verstehen. Damit Kinder sich als selbstwirksam empfinden können, ist es für sie als ersten Schritt unerlässlich, sich selbst im Einklang mit dem Gegenüber erleben. Danach brauchen sie die Erfahrung, sich selbst und das Gegenüber als Individuen zu wahrzunehmen.
Aus der harmonischen Zweisamkeit sollte sich eine wertschätzende Dreisamkeit entwickeln, und das Kind sollte sich in seinem magischen Verständnis der Welt als wirkmächtig erfahren. Durch einen sicheren Rückhalt kann ein Kind neugierig die Welt entdecken, um sie zu seinem Spielplatz zu machen. Dieser Spielplatz wird zum Erprobungsfeld des Lebens, auf dem das Kind sich immer wieder neu entdecken, einüben und verändern darf, um das Leben zu fühlen und zu genießen.
Behandlungsbedürftigkeit
Auf dem Weg dahin, sich zu einem handlungsfähigen, selbstgesteuerten und sozial integrierten Menschen zu entwickeln, gibt es unzählige Stolpersteine, deren Auswirkungen sich als Auffälligkeiten beim Kind zeigen können. Das außergewöhnliche Verhalten fällt dann den Eltern, Geschwistern, anderen Verwandten, Lehrern oder Freunden auf. Sind diese Auffälligkeiten mehr als eine Eigenart und beginnen das Kind selbst oder andere massiv zu stören, sprechen wir von Störungsbildern, wie ich sie unten beispielhaft aufgeführt habe.
Für die meistens Eltern ist es schwierig einzuschätzen, ob ihr Kind tatsächlich einer Therapie bedarf, oder ob sie die Konflikte schon mit einigen Erziehungstipps selbst beheben könnten. Es gibt da leider keine generelle Lösung, aber ich berate Sie gerne persönlich.
Häufig geht es bei Elternfragen darum, natürliche Unsicherheiten oder ein schlechtes Gewissen zu überwinden; denn beides führt Sie nicht zur Problemlösung. Wir finden gemeinsam die passende Unterstützung für Sie und Ihr Kind - ob es um kindgerechte Psychotherapie, um Elternberatung oder sonstige Maßnahmen geht, welche Sie in Ihrer aktuellen Situation nutzen können.
Behandlung
In der Psychotherapie für Kinder findet die therapeutische Arbeit im symbolischen Spiel statt. Hier ist z.B. das Sandspiel von großer Bedeutung, weil es hilft, Unbeschreibbares auszudrücken und spielerisch zu verändern. Oder Handpuppen sagen und tun, was sonst niemand täte, oder Regelspiele helfen zu ordnen und zu verstehen.
Die eigentliche psychotherapeutische Arbeit besteht im einfühlsamen Aufnehmen der Bedürfnisse und Stimmungen sowie im Angebot einer neuen Erlebnisweise. Das Kind lernt daraus, sich als selbstwirksamen Urheber von Ereignissen zu erkennen, und sich daraus resultierend wieder als wertvoll, achtbar und liebenswürdig zu empfinden.
Folgende Störungsbilder werden von mir in der Psychotherapie für Kinder behandelt:
bei Kindergartenkindern geht es häufig um
- Ständige Aufmerksamkeitssuche
- „klammern“
- Kratzen, beißen, treten, spucken
- Quälende, immer wiederkehrende Gedanken, Bewegungen oder Worte, „Tics“
- unbeteiligt sein am Spiel der anderen Kinder
- fehlende Frustrationstoleranz
- einnässen, einkoten
Schulkinder leiden oft unter
- Schulangst
- Andere Ängste (vor Tieren, Menschen, Gegenständen, Fäkalien, ...)
- Häufige Beschwerden (Bauchweh, …) ohne körperliche Ursache
- Zwänge und Tics, motorisch und/ oder verbal
- Mobbing
- Minderwertigkeitsgefühle
Extrem unruhige Kinder zeigen
- Impulsivität
- Unaufmerksamkeit
- Hyperaktivität
Extrem zurückhaltende Kinder machen auf sich aufmerksam durch
- Gehemmtes Verhalten
- Ängstlichkeit
- Besorgtheit
- Soziale Schwierigkeiten
Kinder mit extremen Stimmungsschwankungen zeigen
- Unvorhersehbare Reaktionen, oft auch von den Betroffenen selbst nicht einschätzbar
- Kaum zu regulierende Trauer oder Freude
Kinder, die nach außergewöhnlichen Belastungen auffällig werden, z.B. nach
- Persönlich nicht verkraftbare Veränderungen des Umfeldes
- Verlust geliebter Menschen
- Traumata